Aus 80 Kilo werden bei 50 km/h unglaubliche zwei Tonnen

Trifft man mit nur 50 km/h auf ein Reh das durchschnittlich 20 Kilogramm wiegt, wirkt bereits eine halbe Tonne auf das Fahrzeug. Fährt man auf der Landstraße übliche 100 km/h vervierfacht sich bei einem 20 Kilogramm schweren Reh die Wirkung auf dann unglaubliche zwei Tonnen! Bei wuchtigeren Wildtieren, wie Wildschweine, die gerne an die 80 Kiligramm schwer sein können, wirken bereits bei 50 km/h zwei Tonnen auf ein Fahrzeug! Foto: Pixabay

Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) verzeichnen Österreichs Straßen über 80.668 Wildunfälle pro Jahr. Als Wildunfall im Straßenverkehr werden Unfälle mit Tieren gewertet, die bejagt werden dürfen. Weiters ist auf der Webseite der Jagdfakten nachzulesen, dass das Überfahren von Haus- oder Nutztieren, also zum Beispiel Hühner, Katzen, Igel, manche Vogelarten oder auch Kühe oder Schafe, nicht in den Statistiken eingerechnet wird.

Im Schnitt kommt es in Österreich alle sechs bis zehn Minuten zu einem Unfall mit Wildtieren im Straßenverkehr. Aber auch für Menschen ist der unerwünschte Kontakt mit den Bewohnern der Wälder gefährlich – in manchen Fällen sogar lebensgefährlich. Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) haben sich sieben Personen im Jahr 2020 alleine auf Salzburgs Straßen im Zuge eines Wildunfalls verletzt. Auf Salzburgs Straßen ereignet sich zudem alle vier Stunden ein Wildunfall. Etwas über 19 Prozent der Wildunfälle in Österreich passieren auf Oberösterreichs Wegen, in Niederösterreich sind es sogar 42 Prozent!

 

Jeder 2. Wildunfall ereignet sich bei Dunkelheit 

Die häufigste Unfallursache für Wildunfälle ist Unachtsamkeit und Ablenkung, gefolgt von nichtangepasster Geschwindigkeit. Die Landesjagdverbände, wie auch andere Experten, mahnen vor allem im Frühling und Herbst, bzw. in den späten Abendzeiten und frühen Nachtstunden erhöhte Aufmerksamkeit ein, da in diesen Zeiten vermehrt Wildunfälle auftreten.

Auch gilt, je weniger Straßenverkehr ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf ein Wildtier zu treffen. Daher muss besonders mitten in der Nacht mit Wildwechsel gerechnet werden. „Gerade in der Dunkelheit sind Wildtiere nur schwer rechtzeitig zu erkennen. Eine vielversprechende Abhilfe können hier digitale Lösungen wie Nachtsichtgeräte in Fahrzeugen und die ereignisgesteuerten Wildwarnanlagen darstellen. Eine Warnung des Verkehrs erfolgt bei Letzterem nur dann, wenn Wildtiere sich tatsächlich in Straßennähe befinden. Erste Simulatorstudien weisen auf positive Ergebnisse für die Verkehrssicherheit hin“, erläutert Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.

 

Fahrerassistenzsysteme als Wildwarntool 

Die vom KFV durchgeführten Testfahrten und Befragungen zu sogenannten Nachtsicht-Assistenzsystemen ergaben, dass derlei Assistenzsysteme, wenn diese ausgereift und breit verfügbar sind, großes Potenzial zur Reduktion von Wildunfällen mit sich bringen.

Infos unter www.smartrider.at.

 

Tipps zur Unfallvermeidung

Achten Sie auf die Fahrbahnränder. Tiere kommen von beiden Seiten – 80 Prozent der Autolenker „scannen“ aber vorrangig den rechten Straßenrand. Die Wildaugen reflektieren das Scheinwerferlicht und sind daher in der Dunkelheit durch ihr Leuchten oft erkennbar. Ist ein Tier sichtbar und noch weiter entfernt, dann bremsen Sie, blenden ab und hupen mehrmals. 

 

Im Ernstfall: stark bremsen und Lenkrad gut festhalten 

Auch wenn man instinktiv oft lieber ausweichen würde: ein Ausweichmanöver ist bei einem Wildunfall nicht zu empfehlen, denn ein solches ist deutlich riskanter als ein Zusammenstoß.

Stattdessen sollte im Ernstfall stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden. Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, dann halten Sie an und sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck (Warnweste nicht vergessen!) und verständigen die Exekutive oder einen Jagdausübungsberechtigten. Angefahrene Tiere sollten durch Experten versorgt werden. 

Entfernen Sie Rehwild oder Wildschweine nie selbst vom Unfallort – das kommt einem Diebstahl gleich. Hier kommt der Jäger zum Einsatz: als Jagdausübungsberechtigter hat er dafür Sorge zu tragen, dass das Wild sachgemäß vom Unfallort entfernt und entsorgt wird. 

Quelle: KFV/ Jagdfakten.at